Prof. Gerald Fromme (1947-2017)
Der Vater des „echten Wiener Schlegels“

Prof. Mag. Gerald Fromme wurde 1947 in Wien geboren. Als Sohn kunstliebender Eltern kommt er bald mit bedeutenden Persönlichkeiten der Wiener Schauspiel- und Musikerszene in Kontakt.
 Seine musikalische Ausbildung beginnt Fromme im Alter von 8 Jahren in den Fächern Klavier, Cello und Gesang. 

1963 immatrikuliert er an der damaligen Wiener Musikakademie in der Studienrichtung „Komposition“ sowie bei Richard Hochrainer, dem „Vater der Wiener Paukenschule“ das Konzertfach „Schlagwerk“, welches er mit Auszeichnung abschließt. Von der damaligen Unterrichtsministerin erhält er den Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst.
 

Während seines Studiums wirkt Fromme vornehmlich in Wiener Orchestern und Ensembles, davon unzählige Male bei den Wiener Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, in der Wiener Staatsoper unter namhaften Dirigenten, wie Herbert von Karajan, Karl Böhm, Josef Krips, etc.

1965 wird er Gründungsmitglied des Ensembles „Kontrapunkte“, ständiges Mitglied des Ensembles „die reihe“ und nimmt kurz darauf die Einladung an, als freier Mitarbeiter im damaligen „Großen Wiener Rundfunkorchester“ mitzuwirken. 
1970 avanciert er zum Solopauker des Symphonieorchesters des Österreichischen Rundfunks. In selbiger Zeit beginnt Fromme mit der Herstellung der traditionsreichen „Wiener Pauken- und Schlagwerkschlegel“, die sich fortan größter Beliebtheit im In- und Ausland erfreuen. Ferner entwickeln sich in den Folgejahren wertvolle Freundschaften mit internationalen Künstlerpersönlichkeiten, wie Milan Horvat, Giuseppe Sinopoli, Leonard Bernstein, Hiroyuki Iwaki, Leif Segerstam, Claus Christian Schuster, Stefan Vladar, HK Gruber, Kurt Schwertsik, Nikolai Lugansky, Andrey Boreyko, Michael Boder, Yuri Bashmet und vielen anderen.
 

1982 nimmt Fromme einen Lehrauftrag an der Wiener Musikhochschule an. 

1983 findet die Gründung seines Ensembles "ORF-Supercussion" statt.

Seine Arrangements von Zappas „Black Page“ und Georg Kreislers „Das Triangel“ bringen ihm weltweite Anerkennung ein. Es folgen Auftritte als Solist , als welcher er das ihm gewidmete Schlagzeugkonzert von HK Gruber „Rough Music“ uraufführt.
 

1986 erfolgt die Berufung zum ordentlichen Universitätsprofessor für Schlaginstrumente an die Universität für Musik in Graz, sowie ein Kompositionsauftrag der Gesellschaft für Musiktheater in Wien für das Ballett "Die beiden Kronen".

1989 legt Fromme seinen Lehrauftrag an der Wiener Musikhochschule zurück.

1992 erhält er einen Kompositionsauftrag für den Festakt anlässlich des 25- jährigen Bestehens des ORF. Die „Feste Fanfare“ für Schlagwerkensemble wird von der ORF Supercussion live im TV uraufgeführt.
 

1995 wird Fromme der akademische Titel eines Magister Artium verliehen. Aus seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor gehen namhafte Musiker hervor, die als Lehrer, Solisten und Orchestermusiker Spitzenpositionen bekleiden.

Im Februar 2009 verlässt Fromme das ORF RSO WIEN und widmet sich nunmehr seiner Lehrtätigkeit, agiert als Mentor und Ratgeber für die Weiterentwicklung der Instrumente der Wiener Paukenwerkstatt und beschäftigt sich vor allem mit der Rekreation des „echten Wiener Schlegels.

Im Oktober 2015 emeritiert Fromme von der Kunstuniversität Graz, übergibt seine Schlägelproduktion 2016 an Andreas Steiner und steht von nun an nur mehr als Berater zur Verfügung.

Am 25. Jänner 2017 stirbt Gerald Fromme völlig unerwartet im siebzigsten Lebensjahr.
  • Prof. Gerald Fromme über seine Schlägelserie „Fromme - Echter Wiener Schlegel“ 
    für die Wiener Paukenwerkstatt 

    Weltweit bekannt und eigenständig, der „Wiener Flanellschlegel“ *)
    Seine Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts

    Aufeinandergestapelte und mittels einer Gewindekappe komprimierte Lodenstoffscheiben (Flanell) als Kopf eines Paukenschlägels zu verwenden, wurde aller Wahrscheinlichkeit Mitte des 19.Jhdts in der Gegend zwischen Prag-Berlin-Leipzig erstmalig praktiziert und war vermutlich keine Wiener Erfindung.

    Die Stoffscheiben des ursprünglichen Flanellschlägels waren mit Sicherheit  aber bereits auf einem Holzstiel befestigt, was bis zum heutigen Tag das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal darstellt.

    Wenn sich auch Wien nicht der Urheberschaft des Flanellschlägels rühmen kann, so hat sich dieser Schlägeltyp, wahrscheinlich in Verbindung mit der besonderen klanglichen Eignung für Werke der Wiener Klassik, als „Wiener Flanellschlegel“ durchgesetzt und weltweit verbreitet.
    Die Weiterentwicklung der "Wiener Paukenschlegel" durch Prof. Mag. Gerald Fromme

    In den 1960er Jahren lehrte Prof. Richard Hochrainer, Solopauker der Wiener Philharmoniker, seinen Schüler Gerald Fromme die Kunst der Schlägelfertigung.

    Zu dieser Zeit gab es lediglich Flanellschlägel mit der Kopfgröße von rund 40mm. Als klangliche Alternative gab es noch Filz- und Holzschlägel, insgesamt also drei Typen.

    Der deutliche Klangunterschied von jahrelang (ein)gespielten Flanellschlägel im Vergleich zu neuen Schlägeln, brachte den jungen Gerald Fromme auf die Idee, unterschiedliche Größen von Schlägelköpfen aus Flanellstoff zu fertigen. 

    Das Ergebnis war revolutionär und führte zu einer enormen Bereicherung der klanglichen Möglichkeiten beim Paukenspiel.

    Prof. Gerald Fromme, Wien 2013

    *) Die (alte) Schreibweise „Schlegel" wird bewusst verwendet.
    Der „Wiener Filzschlegel“
    Ein Filzschlägel mit Alleinstellungsmerkmalen.

    Zu Frommes Studienzeit in den 1960iger Jahren (und wahrscheinlich auch davor) verwendeten die Pauker der Wiener Philharmoniker abgespielte Flanellschlägel als „Kern“ für ihre Filzschlägel.
    Der Schlägelkopf wurde abgeschraubt, die Scheiben mit „Klavierfilz“ überzogen, auf einen Gewindestiel gesteckt und wie beim Flanellschlägel - mittels einer Gewindeschraube aus Horn - wieder zusammengezogen. Diese Bauweise mit dem „Flanellkern“ bewirkte bei lautem Wirbel auf tieferen Tönen ein gutes Klangvolumen, war jedoch für artikuliertes Spielen ungeeignet.
    So entschied sich Fromme diesen „geschraubten“ Filzschlägel mit Korkkern zu bauen. Später erweiterte er sein Sortiment und baute den „Wiener Filz“ auch mit Filzkern und unterschiedlich starken Überzügen aus strapazierfähigen Industriefilz.

    Der „Wiener- Holzschlegel“
    Eine österreichische Spezialität.

    Mit diesem Schlägeltyp schuf Gerald Fromme eine Besonderheit. Er gab dieser den Namen „Wiener Holz“.
    Dieser Schlägel ist kein „wahrer“ Holzschlägel, sondern ist ein mit Spezialfilz oder Rehleder überzogener Korkschlägel.
    Welche speziellen Eigenschaften erfüllt dieser Schlägeltyp?
    Will man mit einem Paukenschlägel mit Holzkopf, auf Naturfellen im Fortissimo Tonvolumen erzeugen, so darf der Schlägelkopf nicht zu klein sein. Buchenholz zum Beispiel in einer angemessenen Größe wäre zu schwer. Die Alternative wäre ein sehr leichtes Holz wie etwas Balsa. Die Dichte dieses Materials bewegt sich jedoch lediglich zwischen 0,1 - 0,2 g/cm³ und entspricht so in etwa einem Drittel der Dichte von Buche. Schlussfolgernd wäre ein derartiger Schlägelkopf viel zu groß und nicht mehr handhabbar.
    Bis zu einer mittleren Dynamik empfiehlt es sich ohne weiteres Schlägel mit blanken Holzköpfen zu spielen, darüber hinaus bietet der „Wiener Holzschlegel“ aber den selben Klangcharakter wie Holz, jedoch mit einem viel größeren Klangvolumen, ohne in Gefahr zu laufen, das Paukenfell zu „übersteuern“.
    Orginal Hartfilz
    Der „Mikro-Schlegel“

    Der Hartfilzschlägel ist eine echte „Fromme‐Erfindung“! Hierbei wird eine ca. 1cm dicke, abgerundete Hartfilzscheibe im Durchmesser von ca. 3 bis 4 cm auf einen Gewindestiel befestigt.
    Prof. Hochrainer war von der Erfindung Frommes begeistert und nannte ihn „Mikrophon-Schlegel“. Dieser Schlägel ergibt einen sehr klaren und eher schlanken Ton, den in den 1960iger Jahren die Plattenfirma DECCA im Studio der Sophiensäle auf ihren Premier-Pauken bevorzugte, da im Gegensatz zu heute deren Studiomikrophone noch nicht ausgereift genug waren, um Schnellarpauken (bzw. Hochrainerpauken) mit Ziegenfellbespannung klanglich authentisch auf zu nehmen.


    Der „Holzschlegel"

    Die gesamte Form der Fromme Holzschlägel ist einfach und gleicht im Wesentlichen der eines Flanellschlägels.
    Die Schlägelköpfe in unterschiedlichen Größen, Formen und Holzarten sind in ihren klanglichen Eigenschaften verschieden und somit wahlweise für Pauken mit den unterschiedlichsten Kesselgrößen und Bespannungen einsetztbar.

    Der „Barockschlegel"

    Die kunstvolle Gestaltung des Schafts war der Zeit entsprechend schnörkelhaft, verspielt und phantasievoll.
    Teilweise waren die Schlägelköpfe bereits mit Leder überzogen. Das Fromme Barockschlegel-Modell „Ellegance“ wurde nach einer originalen Vorlage aus dem 17. Jahrhundert gebaut und zugleich auch verbessert.
    Eine große Auswahl an Modellen ermöglicht auch in diesem Schlegelsegment eine hohes Maß an künstlerischer und individueller Entfaltung am Instrument!
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